Antwort der KulTourStadt Gotha GmbH und des Tierpark Gotha an Herr Nonnenmacher, Geschäftsführer des Alternativen Bärenpark Worbis

mit Bezug zum Facebook-Beitrag vom 7. August 2020

Sehr geehrter Herr Nonnenmacher,

zunächst finden wir es sehr wichtig, dass Sie mit Ihrem Anliegen im Sinne des Tierwohls an uns herangetreten sind. In diesem Zusammenhang möchten wir auf einige Punkte eingehen.

In der Darstellungen Ihres Facebook-Beitrages wird sich optisch lediglich auf den vorderen Bereich der Anlage bezogen. Dabei wird missachtet, dass es schon vor Jahren eine Erweiterung der Anlage gab, welche zur Raumvergrößerung beigetragen hat. Die Anlage mag für größere Bärenpopulation zu klein sein, für zwei bzw. wie in diesem Fall für einen Bären haben wir die Bestätigung des Veterinäramtes, Sarah in unserer Anlage einen entspannten Lebensabend ermöglichen zu dürfen.

Sie sprechen zudem die Abgrenzung an. Eine äußere Abgrenzung ist zum Schutz der Besucher nun mal erforderlich, wobei unsere Anlage eine optische Abwechslung aus Sandsteinadaption, Zaun und Sichtglas ermöglicht. Auch Rückzugsmöglichkeiten für Sarah sind in der Anlage zur Genüge vorhanden. Sie kann sich in den Innenraum zurückziehen, nutzt das Wasserbecken zum Planschen und den schattigen Durchgang zwischen den Außeneinheiten als Höhle, hat Baumstämme und Sandkuhlen, als Schutz vor den Blicken der Besucher.

Sie merken in ihrem Beitrag eine fehlende Struktur an, jedoch ist diese nach der Umstrukturierung der Anlage unübersehbar vorhanden. Auch die 3-Dimensionalität bzw. Hügelstruktur ist seit jeher durch den Terrassenbau gegeben und wird durch die Neustrukturierung mittels Sandsteinen und großen Baumstämmen noch verstärkt. Neue Duft-, Futter- und Spielbälle wurden angeschafft, um das bereits zuvor täglich durchgeführte Enrichment zu erweitern und sämtliche Sinnesorgane weiterhin zu schulen und anzusprechen. Die Vergesellschaftung mit den Steppenfüchsen stellt ebenfalls eine Bereicherung für Sarah dar. Die Tierparkleitung arbeitet entsprechend der eben genannten Maßnahmen kontinuierlich an der Gehegeverbesserung. Stetig zur Seite steht dem Tierpark Gotha dabei das Veterinäramt sowie eine Fachtierärztin für Zoo -, Wild- und Gehegetiere.

Bezüglich des Transportes: Um einen Bären transportieren zu können, muss dieser in Narkose gelegt werden. Bei älteren Tieren, wie auch bei Menschen, birgt eine Narkose immer auch eine Gefahr. Zusätzlich stellt eine fremde Umgebung einen deutlichen Stressfaktor dar und kann unter Umständen auch zu Herzproblemen führen. Sarah lebt seit ihrem ersten Lebensjahr im Tierpark Gotha, ist hier aufgewachsen und groß geworden. Dass sie ein solch hohes Alter erreicht hat, spricht für eine gute Fürsorge und eine gute Haltung. Davon zeugt auch die erfolgreiche Nachzucht.

Abgesehen von Ihrem Angebot, waren wir es, die zuvor im Frühjahr an sie herangetreten sind. Damals war unser Bär Ben bereits schwer krank und wir haben unterschiedlichste Wege für Sarah in Betracht gezogen, falls Ben nicht aus der Narkose aufwachen sollte. Er hat die Behandlung jedoch gut überstanden und konnte noch einige Wochen mit seiner Gefährtin Sarah verbringen, sodass wir die Möglichkeit hatten, die vielfältigen Alternativen für die Folgezeit in Ruhe durchzugehen. Nach Abwägung aller Optionen haben wir uns für die Erhaltung von Sarahs Zuhause in Gotha entschieden. In diese Entscheidung floss unter anderem auch der Kontakt mit anderen Fachabteilungen von Tierparkeinrichtungen mit ein, die uns darüber informierten, ältere Bären in den Alternativen Bärenpark Worbis abgegeben zu haben, welche dort nach Kurzem leider verstarben.

Wir möchten Sarah in ihrem bekannten Umfeld, in dem sie groß geworden ist, einen angenehmen Lebensabend ermöglichen.

 

Christoph Gösel, Geschäftsführer der KulTourStadt Gotha GmbH

Anett Engelhardt, amtierende Tierparkleitung des Tierpark Gotha

Angelika Wimmer, Fachtierärztin für Zoo -, Wild- und Gehegetiere und Fachberaterin im Tierpark Gotha

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